Ein eindrucksvolles Konzert in Niederbrechen
Der «Kleine Chor» der Concordia mit Chorleiter Christoph Hilfrich und dem Pianisten Norbert
Henß bewies Klangkultur auf hohem Niveau. Foto: R. Fluck
Der für seine Vielseitigkeit und Ideen weithin bekannte Männergesangverein «Concordia» Niederbrechen hat in der Kulturhalle ein abwechslungsreiches und in sich sehr schlüssiges Konzert gegeben.
Das Motto des Konzerts lautete «Ein Tag in der Natur». Begrüßt wurde der «Morgen» mit den Klängen von vier Alphörnern; ihre weit ausgreifenden und ruhigen Klänge ließen die vielfältigen Stimmungen des herannahenden Tages und der Natur erahnen.
Mit «Die Sonn’ erwacht» (Carl Maria von Weber), mit dem Pianisten Norbert Henß als bewährtem Begleiter, gelang es dem MGV «Concordia», auch die leisen Stellen leuchten zu lassen und die dichteren Passagen rund und schwingend zu interpretieren.
Der musikalische Leiter Christoph Hilfrich pflegt mit seinen Sängern eine behutsame, sehr natürlich wirkende Artikulation und führte sie auch bei «Der träumende See» (Robert Schumann) zu einer sensiblen Klangentfaltung und weiten dynamischen Schwingungen. Bei dem «Impromptu, op. 90 Nr. 4, As-Dur» von Franz Schubert gelang es Norbert Henß, elegant und akzentuiert, dem Flügel ein breites Ausdrucksspektrum zu entlocken.
Der «Tag» wurde eingeleitet mit jagdlichen Klängen; das Hornquartett «Hornpur» unter der Leitung von Bertram Voigt vermochte mit kräftigen Sequenzen und Signalen mit dem Satz «Chasse» (Nicolai Tscherepnin) an die früheren stürmischen Parforcejagden zu erinnern. Zusammen mit dem MGV «Concordia» bildeten die vier Hörner bei den Sätzen «Die Jägerei» (Robert Schumann) und «Lützows wilde verwegene Jagd» (Carl Maria von Weber) einen großen Klangkörper, wobei Christoph Hilfrich keine Gelegenheit zu klanglicher Belebung oder auch zur Feinnuancierung ausließ.
Männerchor MGV Concordia Foto: R. Fluck
Schwungvolles Dirigat
Das gemischte Ensemble «Doppelterz» unter der Leitung von Roger Müller führte die Zuhörer auf den mittelalterlichen Markt von «Scarborough» und überbrachte mit «May God be with you» (Stefan Foidl) zahlreiche Segenswünsche. Bei dem erfrischenden «Liederpotpourri» von Walter Engel lockerte Roger Müller Dank seines schwungvollen Dirigats den musikalischen Ablauf der mit viel Elan dargebotenen Evergreens immer wieder auf.
Der «Kleine Chor» der «Concordia» wird von Christoph Hilfrich aus den Reihen der Sänger heraus geleitet und widmet sich vor allem der A-cappella-Literatur in ihrer ganzen Bandbreite. Zusammen mit Norbert Henß am Flügel wurde besonders bei «Muddy Water» (Roger Miller) und «Hey Ho, nobody’s Home» von Greg Gilpin mit einem hohen Schwierigkeitsgrad das musikalische Leistungsvermögen dieser Gruppe deutlich.
Der «Abend» wurde eingeläutet mit dem bekannten Satz von Felix Mendelssohn Bartholdy «Der Jäger Abschied», dem der berührende «Abendfrieden» von Franz Schubert folgte; gerade dieser schlichte Satz, sehr einfühlsam und geschmeidig von den Sängern der «Concordia» vorgetragen, lebt von seiner inneren Spannung, vom Ineinandergreifen der Stimmen und den wärmenden Tönen von Ruhe und Einkehr.
Sätze des zeitgenössischen Komponisten und Arrangeurs Carsten Gerlitz wurden vom Ensemble «Doppelterz» präsentiert; gerade bei «All through the night» und «Kein schöner Land» zeigte der Chor, dass er den Schwierigkeiten dieser mit ungewohnten Harmonien und wechselnder Rhythmik versehenen Sätzen gewachsen war.
Ensemble Doppelterz Foto: H.G. Kremer
Exakte Tempowechsel
Die Kompositionen zur «Nacht» bildeten den Höhepunkt des Programms. Beim «Nocturne» (Nikolai Tscherepnin) des Hornquartetts glänzte dieser Vortrag mit seiner klaren Musiksprache, den Läufen in den einzelnen Stimmen und dem präzisen Zusammenspiel der Hörner. Auch mit «Nocturne, op. 9, Nr. 1 b-Moll» von Frederic Chopin zeigte Norbert Henß am Flügel schön umgesetzte Steigerungen und dynamische Verdichtungen.
Gleichsam ein Lob der Schöpfung waren die beiden Schubert-Sätze «Die Nacht» und besonders der «Nachtgesang im Walde». Hier wurden die Sänger der «Concordia» vom Hornquartett begleitet – allein der Anfang, den der Chor verhalten doch voller Spannung interpretierte, wirkte ergreifend, und Christoph Hilfrich gelang es, mit den Sängern und Bläsern die unterschiedlichen Stimmungen hörbar zu machen und sauber und exakt die differenzierten Tempowechsel dieses Werkes zu erfassen.
Schlußbild Konzert 2010 MGV Concordia Niederbrechen Foto: R. Fluck
Bericht aus der Nassauischen Neue Presse vom 29.04.2010 von Dr. Rüdiger Fluck